Was ist eigentlich Budo?
Will man die geschichtliche Entwicklung der Selbstverteidigungssysteme ergründen, so muss man sich von dem Gedanken lösen, diese Entwicklung habe nur auf einem bestimmten Gebiet oder einem bestimmten Raum stattgefunden. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es Kriegskünste gibt, seit die Menschheit besteht. Schon die alten Sumerer, Hethiter und Babylonier im Zweistromland des Euphrat und Tigris haben viele hundert Jahre von unserer Zeitwende Zweikämpfe mit und ohne Waffen in Bildern auf Säulen, Tempeln und Wandplatten festgehalten. Bewiesen ist, dass die Selbstverteidigung keineswegs rein japanischen Ursprungs ist !
Der Begriff des Budo
Der japanische Ausdruck des Budo bedeutet Kampfkunstweg (Weg des Ritters, ritterlicher Sport). Die Silbe "Do" weist auf die enge Verbundenheit der Budo-Disziplinen mit dem Zen-Budhismus hin. Es muss festgestellt werden, dass mit dem Begriff "Budo" ursprünglich japanische Kampfkünste gemeint waren, deren Ziele über den rein körperlichen Aspekt, wie z.B. Technik oder den Sieg über den Gegner hinausgingen. Mittlerweile werden mit dem Begriff Budo-Praktiken jedoch nahezu sämtliche asiatische Kampfkünste bezeichnet, die wie z.B. Taekwon-do weder aus Japan stammen, noch wie das wiederentdeckte "Ninjutsu" jemals zu einem "Do", einen Zen-Weg wurden. Darüber hinaus strebt so gut wie keine der bei uns etablierten Kampfkünste noch eine Vervollkommnung des Menschen im Sinne des Zen an. Es muss klar sein, dass dieser Begriff mittlerweile nicht mehr die ursprüngliche Bedeutung hat, sondern zu einem Sammelbegriff für die asiatische Kampfkunst geworden ist.
Gemeinsamkeiten der Budopraktiken
Die Budopraktiken unterlagen im Laufe ihrer Entwicklung mehrmals einem Wandel in Bezug auf Technik und Zielsetzung. Als Sport für jedermann ist Budo ebenfalls beliebt wie als Waffe der Selbstverteidigung nützlich. Es entspricht dem Wesen des Budo, dass es dynamisch ist, sich fortentwickelt. Immer wieder neue Formen und Anforderungen geben den verschiedensten Neigungen und Begabungen erforderlichen Raum. Im Budo verbinden sich Leistung und Haltung zu einer Werteinheit, an der die Persönlichkeit des Budoka gemessen werden kann. Vor diesem gemeinsamen historischen Hintergrund entstanden dann die für das Ju-Jutsu wesentlichen Kampfsportarten Judo, Karate und Aikido.
Judo
Das Prinzip ist den Gegner zu unterlaufen, sein Gleichgewicht brechen, ihn werfen und hebeln. Hebel, Würfe, Würger und Riegel sind die anzuwendenden Techniken. Eine ausgeprägte Fallschule ist von äußerster Wichtigkeit.
Karate
Harte Techniken wie Schläge, Stöße und Tritte - hart, rasant und wirksam. Von äußerster Wichtigkeit sind Schritt- und Bewegungstechniken, sowie deren Abläufe.
Aikido
Als Weltanschauung anzusehen. Meist in seiner Wirkung als Selbstverteidigung unterschätzt. Das ausweichende Prinzip mit ökonomischer Betrachtungsweise stellt hier das hervorragendste Element dar. Den Gegner zentrifugal oder zentripetal in eine Dreh- oder Kreisbewegung versetzten, ihn aus dem Gleichgewicht bringen, werfen, hebeln, sichern. Kraft und Schwung des Gegners können so für den eigenen Nutzen eingesetzt werden. Bewegungslehre und Fallschule stehen an erster Stelle. Hebel werden nicht erarbeitet, sie fallen einem zu. Anzuwendende Techniken sind Hebel, Würfe, Würger und Riegel.
Kendo
Alte japanische Kriegskunst mit feudaler Tradition - einzig und alleine aufs Töten eingerichtet - heute jedoch Wettkampfsport. Für den Wettkampf und Sport wurde das Schwert gegen eine Bambusstange ausgetauscht. Schläge und Stiche bilden die Grundtechniken.
Tae Kwon-Do
Weniger statische Standtechniken, mehr bewegliche Fußtechniken. Weicher in der Ausführung - trotzdem hart, rasant und wirksam.
Hapkido
Vom Prinzip her koreanischen Ursprungs, jedoch gepaart mit japanischen Selbstverteidigungstechniken. Die besten Techniken des Tae Kwon-Do und des Aikido. Ausweichendes Prinzip auf ökonomischer Basis. Fallschule, Bewegungslehre, Tritte, Stöße, Schläge, Hebel und Würfe stellen die Grundlage für das Hapkido dar.
Bo Jutsu
Harte rasante und wirksame Techniken mit dem Stock - eine der besten und wirksamsten Selbstverteidigungen mit der Waffe. Mit dem Stock können Hieb-, Schlag-, Stoß-, Würge-, Hebel-, Wurf- und Festlegetechniken durchgeführt werden. Der Stock stellt eine Verlängerung des Armes und somit eine größere Reichweite in der Ausführung dar.
Jiu-Jitsu
Um die Jahrhundertwende von Matrosen aus Ostasien nach Europa eingeführt. Aufbau des Jiu-Jitsu in Deutschland durch Erich Rahn, 1. Jiu-Jitsu-Schule in Berlin 1906. Das heutige Judo resultiert aus diesem Jiu-Jitsu, dabei ist zu beachten, dass Judo eine Wettkampfform und Jiu-Jitsu eine reine Selbstverteidigung darstellt. Das moderne Jiu-Jitsu hat sich einen Anteil traditioneller Techniken beibehalten, aber auch aktuelle Einflüsse finden Zugang zu dem System. Aktuelles Jiu-Jitsu und Ju-Jutsu existieren nebeneinander als gleichwertige Selbstverteidugungs-Systeme.
Ju-Jutsu
Die jüngste Selbstverteidigung, die in Deutschland bundesweit standardisiert praktiziert wird. Es ist eine Zusammenfassung der besten Techniken des Judo, Karate, Aikido, Jiu-Jitsu, Tae Kwon-Do und teilweise schon des Bo-Jutsu. Die besten Techniken der vorgenannten Kampfsport- und Selbstverteidigungsarten werden in Kombination nach einem Vielfältigkeitsprinzip dargestellt. Es ist ein System, das primär von der Verteidigung und nicht vom Angriff ausgeht. Das Prinzip des Nachgebens und Ausweichens, das Ausnutzen des gegnerischen Impulses, die vielseitigen Techniken, gepaart mit Reaktionsschnelligkeit, Beweglichkeit, Kraft und Mut führen zu extrem wirksamen aber dosierbaren Abwehrhandlungen.
In jüngster Zeit finden auch Elemente des BJJ, Eskrima und weiterer nicht asiatischer Kampfsportarten Eingang in dieses System.